Das neue
Lebensfreude-Training

Schritt 7:
Schmerzfreiheit beflügelt deinen Selbstwert

 

Reine Lesezeit: ca. 15 Minuten

 

"Liebe dich selbst" ?

Hast du schon einmal deine volle Lebensfreude gefühlt, während du dich selbst abgewertet hast?
   Ich nicht. Wenn ich mich selbst abwerte, bin ich gerade von mir selbst enttäuscht. Oder ich bin frustriert oder traurig, dass ich mich nicht so verhalten habe, wie ich es eigentlich wollte. Dabei fühle ich keine Lebensfreude. Logisch.

   Eine Voraussetzung für Lebensfreude ist also, keine Selbstkritik und keine Selbstabwertung mehr zu leben. Stattdessen gilt: „Liebe dich selbst“, „Heirate dich selbst“, „Du bist die Liebe deines Lebens“, „Gib dir die Liebe, die du verdienst“, „Ich bin gut, so wie ich bin“, "Du bist das Beste, was dir je passiert ist" usw. Solche Buchtitel kennst du bestimmt. In diesen Büchern geht es oft darum, mit der Selbstabwertung aufzuhören und sich selbst stattdessen zu lieben. Die Autor:innen zählen auf, was man alles tun kann, um sich wieder selbst zu lieben.

 

Ich biete dir hier zusätzlich einen alternativen Weg an. Wie du seit Schritt 4 weißt, betrachte ich unsere natürlichen (Selbst)Wertungen als die Basis unserer Lebensfreude und sogar unseres Lebens. Ohne natürliche (Selbst)Wertungen können wir unsere Ziele nicht erreichen. Es gehört für unseren Weg immer dazu, frei und selbstbestimmt entscheiden zu können, was zu unserem Weg und zu unserem Ziel passt und was nicht. Das ist eine natürliche zielbezogene Wertung, die wir sowohl gegenüber unserem Umfeld leben, als auch uns selbst gegenüber. Wir bewerten, ob unser Tun und Denken zu unserem aktuellen Ziel (Wunsch, Vision) passen oder nicht passen. Erlaube dir und anderen immer diese natürlichen schmerzfreien Wertungen. Das ist die Grundlage für alles Weitere.
   Allerdings passt zu unserem Ziel der Lebensfreude keine schmerzvolle Wertung. Wie oben schon beschrieben: Werten wir uns selbst schmerzvoll ab oder kritisieren uns, dann können wir gleichzeitig keine Lebensfreude fühlen. Der dazugehörige Schmerz ist auf natürliche Weise präsenter, sticht hervor und blockiert in dem Moment unsere Freude (das erkläre ich gleich weiter unten in: „Die natürliche Heilungshierarchie“).
   Wenn wir uns über „Hass im Netz“ aufregen, regen wir uns in Wirklichkeit nicht über die natürlichen Wertungen auf, die jeder Mensch haben darf, sondern über den damit verknüpften starken Schmerz – oder über die Absicht, durch schmerzende entwürdigende Formulierungen anderen Menschen Schmerz zuzufügen. Es geht in Wirklichkeit um den „Schmerz im Netz“. Und damit letztendlich um den „Schmerz in der Welt“.

 

Schmerzverarbeitung und Schmerzfreiheit

Ich lade zu folgendem Umdenken ein:
   Es geht nicht immer nur darum, sich aktiv wieder selbst zu lieben, sondern es geht auch darum, überall den Schmerz zu unterscheiden (symbolisch rauszuziehen) oder zu heilen. Wie ich aus eigener Erfahrung weiß: Bei Schmerzfreiheit können die Selbstliebe und die Lebensfreude wieder ganz von selbst auftauchen und fließen.
   Wir haben oft schmerzvolle Wertungs-Verhaltensmuster von anderen Menschen übernommen, die in Wirklichkeit gar nicht zu uns gehören (siehe Schritt 5: Sortiere klar, was zu dir gehört und was nicht).
   Oder wir leben schmerzhafte Wertungs-Verhaltensmuster, weil wir selbst einen starken Verlustschmerz fühlen oder fühlten. Hier benötigen wir zu Heilung eine positive Denk-Alternative (siehe Schritt 2: Erhöhe deine Wahlmöglichkeiten durch schöne Denk-Alternativen).

 

Um überall den Schmerz rauszuziehen oder zu heilen, biete ich dir folgende Ziele an, die ich für mich selbst immer wieder anwende:

 

1. Herausforderung:

Ich erlebe mich drängelnd, unter Zeitdruck, oder anderen Menschen gegenüber Druck machend, ich will mich unbedingt durchsetzen.
Mein gelöster Umgang mit meinem Drängeln:
Ich schicke den Schmerz, der nicht zu mir gehört, dorthin, wohin er eigentlich gehört, und stelle mir danach die schöne Denk-Alternative vor, wie ich mein Ziel locker und voller Lebensfreude verfolge. Dabei habe ich gegenüber anderen Menschen die integrierende Haltung: „Egal, was passiert: … auch das gehört jetzt dazu.“ (siehe dazu auch Schritt 10)

 

2. Herausforderung:

Ich erlebe, dass ich mich selbst zwinge, mich disziplinieren will, mich selbst unter Druck setze.
Mein gelöster Umgang mit diesem Selbstzwang:
Ich schicke den Schmerz, der nicht zu mir gehört, dorthin, wohin er eigentlich gehört, und stelle mir danach die schöne Denk-Alternative vor, wie ich mein Ziel locker und voller Lebensfreude verfolge. Dabei habe ich mir selbst gegenüber die integrierende Haltung: „Egal, was passiert: … auch das gehört jetzt dazu.“

 

3. Herausforderung:

Ich erlebe, wie ich schimpfe und kritisiere und Vorwürfe mache (mir selbst oder anderen gegenüber).
Mein gelöster Umgang mit diesem Kritisieren:
Ich schicke den Schmerz, der nicht zu mir gehört, dorthin, wohin er eigentlich gehört, und stelle mir danach die schöne Denk-Alternative vor, wie ich voller Lebensfreude zielbezogen werte (siehe zur „zielbezogenen Wertung“ Schritt 4): Ich formuliere freundlich und klar mein Ziel (das ich locker verfolge) und teile meinem Gegenüber (oder mir selbst) mit, was zu meinem Ziel passt und was nicht. Und ich sage dem anderen (oder mir selbst), dass er (ich) für meine Wertung nichts kann. Meine Wertung kommt allein durch mein Ziel, das ich gerade (locker) verfolge.

 

4. Herausforderung:

Ich erlebe, dass ich keine Lust habe.
Mein gelöster Umgang mit meiner Unlust:
Ich schicke den Schmerz, der nicht zu mir gehört, dorthin, wohin er eigentlich gehört, und stelle mir danach eine schöne (ent)spannende Denk-Alternative voller Lebensfreude vor. Dabei lebe ich die integrierende Haltung: „Egal, wie mein Impuls ist: Jeder Impuls (oder auch das Fehlen von Impulsen) gehört dazu und hat irgendeinen (versteckten?) Sinn.“

 

5. Herausforderung:

Ich erlebe, dass ich Befürchtungen habe.
Mein gelöster Umgang mit meinen Befürchtungen:
Ich schicke den Schmerz, der nicht zu mir gehört, dorthin, wohin er eigentlich gehört, und stelle mir danach eine schöne Denk-Alternative voller Wahlmöglichkeiten und Lebensfreude vor.


Jede Befürchtung beruht darauf, dass wir davon ausgehen, dass es in der Zukunft nur eine einzige schlimme Möglichkeit geben wird. Sobald wir uns aber für unsere Zukunft vorstellen, dass wir immer in jeder Situation mehrere Wahlmöglichkeiten haben (mindestens als Selbstbestimmer:in in unserem Kopf – siehe dazu Schritt 1) und die Zukunft auch anders (schöner) verlaufen könnte, als wir gerade denken, dann relativiert sich unsere Befürchtung allmählich.

 

Du siehst, dass ich jedes Problem dadurch löse, indem ich (symbolisch) zunächst klar trenne, was zu mir gehört und was nicht (Schritt 5). Anschließend suche ich nach einer schönen Denk-Alternative für mich (Schritt 2). Dieses Suchen nach einer schönen Denk-Alternative benötigt natürlich ein bisschen Aufmerksamkeit, Energie und Zeit. Dabei unterstützt mich die Frage an mich selbst:

 

„Wie wäre es für mich jetzt gerade optimal und gelöst

und wie würde es mich Lebensfreude fühlen lassen?“


Diese Frage kann ich mir nur selbst beantworten. Ich weiß am besten, was für mich jetzt gerade optimal und gelöst wäre und was mich Lebensfreude fühlen lässt. Hier bin ich immer ein „Besserwisser“! Niemand anderes kann das besser wissen, was mir guttut. Aber jeder weiß für sich selbst, was ihm selbst guttut und ist für sich selbst ein Besserwisser.
   Sobald ich auf diese Frage (s.o.) an mich selbst eine Antwort und dazu eine schöne Klarheit habe, habe ich damit ein neues Ziel für mich gestaltet. Ich weiß nun, wie ich es mir im optimalen Fall wünsche, wie es genial wäre. Diesem Ziel folge ich ganz locker und beflügle dadurch meinen Selbstwert.

 

Denn nun passiert etwas Wundervolles mit unserem Selbstwert. Wenn wir in der Lage sind, auf diese Weise den Schmerz, der nicht zu uns gehört, aus unseren Wertungen „herauszuziehen“ (zu unterscheiden) oder unseren eigenen Schmerz durch schöne Denk-Alternativen selbst zu heilen, dann bewerten wir uns selbst immer weniger „schmerzhaft“. Irgendwann bewerten wir uns selbst gar nicht mehr schmerzhaft.
   Stattdessen leben wir eine völlig natürliche Wertung uns selbst gegenüber. Wir machen uns einfach klar, dass gerade etwas nicht gepasst hat und wie es besser gehen könnte. Wir korrigieren unser Verhalten, lernen ganz selbstverständlich aus unseren Fehlern und probieren auf neue Weise, unser Ziel zu erreichen. So wie jedes kleine Kind auf völlig natürliche Weise lernt und wächst. Es probiert etwas, erfährt, dass etwas klappt oder nicht klappt, korrigiert sich, lernt dazu und probiert neu. Ein "guter oder schlechter Selbstwert“ spielt dabei gar keine Rolle mehr. Wir haben uns einfach so lieb, wie wir sind. Permanent. Mit allen Fehlern und Lernprozessen. Egal, was passiert.

   Das kann uns wieder beflügeln und unsere Lebensfreude in Fluss bringen. Keine schmerzvolle Selbstabwertung blockiert mehr unsere Lebensfreude. Unsere Lebensfreude hat frei fließendes (fliegendes) Grün.

 

Optimales Zusammenspiel

Auf dem „Spielfeld“ (Fußball, Handball, Basketball) bedeutet das nun Folgendes: Du probierst, den Ball so leicht wie möglich ins Netz zu bekommen. Im Alltag: Du probierst, Lebensfreude so leicht wie möglich zu leben. Wenn es schiefläuft, stellst du dir vor, wie es besser gewesen wäre (schöne Denk-Alternative), lernst daraus, korrigierst dich und probierst es erneut. Keine Selbstabwertung, keine Selbstkritik. Einfach nur ein selbstverständliches Spielen und Probieren – voller Entdeckerfreude.
   Natürlich bist du dabei nicht allein auf dem Spielfeld. Du spielst mit anderen Menschen zusammen, mit deiner eigenen Mannschaft. Dabei beobachtest du, dass die anderen ebenso Fehler machen und bietest ihnen deine Ideen an, wie es besser gehen könnte. Selbstverständlich nur, wenn ihr vorher miteinander geklärt habt, ob ihr es auch wirklich wollt, euch gegenseitig Verbesserungsideen anzubieten. Die Verbesserungsideen sind dann auch wirklich nur lockere Angebote füreinander. Keiner hält daran fest, dass der andere nun auch wirklich besser werden „muss“. Jeder schmerzliche Druck ist raus aus dem Spiel. Freude, Spaß und geduldige gegenseitige Unterstützungen spielen die Hauptrolle.
   Dann ist da noch die gegnerische Mannschaft. Auch wenn diese andere Mannschaft den Ball in euer Tor bringen will, habt ihr Freude an den gegenseitigen Herausforderungen. Wenn ihr es geschafft habt, die Gegnerinnen zu überlisten und den Ball in das gegnerische Tor zu bringen, freut ihr euch über eure Fähigkeiten und euren Erfolg. Wenn aber die Gegnerinnen besser waren und es geschafft haben, den Ball trickreich in euer Tor zu bringen, dann beobachtet ihr das begeistert, freut euch mit den Gegnerinnen, lernt von ihnen und ihren besseren Fähigkeiten, versucht diese gleich während des Spiels zu imitieren, lasst euch von den Fähigkeiten der Gegnerinnen anstecken, um genauso gut zu werden. Ihr lernt voller Freude voneinander.


So funktioniert ein Spiel, wenn sowohl der Schmerz davon abgelöst ist und alle Ziele locker verfolgt werden als auch die Wertungen schmerzfrei ablaufen. Es herrscht einfach nur noch Begeisterung und Freude am Spiel.
   Sollte doch wieder irgendwo ein Schmerz auftauchen, weil jemand sehr stark an seinem Ziel festgehalten hat, sich schmerzvoll durchgesetzt hat oder schmerzlich von seinem Ziel loslassen „musste“, dann kann der Schmerz entweder dorthin geschickt werden, wohin er eigentlich gehört, oder er kann durch eine schöne Denk-Alternative geheilt werden – oder durch eine natürliche Schmerzverarbeitung, die von allen unterstützt wird.

 

Eben habe ich dir den gelösten und schmerzfreien Zustand beschrieben. Selbstverständlich leben wir in einer Welt, in der die meisten Menschen (noch) mit Schmerzverknüpfungen agieren. Wie kannst du im gelösten Zustand voller Lebensfreude mit solchen Schmerzverknüpfungen in deinem Umfeld umgehen?

 

Die natürliche Heilungshierarchie

Zunächst einmal möchte ich dir eine natürliche Dynamik in unserem Leben vorstellen, der ich den Namen „Heilungshierarchie“ gegeben habe.
   Wenn du in der Küche Gemüse schneidest und dabei deinen Finger verletzt, schneidest du nicht einfach normal weiter. Sondern deine Aufmerksamkeit lenkt sich sofort auf diesen Schmerz. Du holst dir ein Pflaster, um deinen Finger zu schützen und ihm einen passenden Rahmen für seine Heilung zu geben. Weil der Schmerz im Mittelpunkt deiner Aufmerksamkeit steht und er sozusagen „Vorrang“ bekommt, um optimal heilen zu können, habe ich das „Heilungshierarchie“ genannt.
   Sobald du voller Lebensfreude einer Person begegnest, die in irgendeinem Bereich einen Schmerz lebt, wirst du erleben, dass sich dieser Schmerz in den Vordergrund drängelt. Es entsteht eine Art „Hierarchie“. Der Schmerz der anderen Person steht im Vordergrund und du erlebst dich selbst diesem Schmerz untergeordnet. Denn jeder Schmerz hat den natürlichen Wunsch, wieder geheilt zu werden. Dazu benötigt er die volle Aufmerksamkeit, er benötigt Schutz, er benötigt einen liebevollen verständnisvollen Rahmen – und dann kann sich der Schmerz ganz allmählich wieder selbst heilen (siehe zum Thema "Selbstheilungszelle" auch Schritt 11).
   Schau dir ein kleines Kind an, das sich verletzt hat. Es läuft sofort zu den Eltern und will in den Arm genommen werden. Es holt sich Schutz, einen liebevollen Rahmen und lässt dabei seine Tränen fließen. Die Tränen sind bereits ein Heilungsprozess und sollten frei fließen dürfen.
    Für uns selbst gilt dieser Heilungsprozess auch. Wenn wir uns nicht gut fühlen, dann ziehen wir uns aus allen anderen Aufgaben und Zielen zurück, konzentrieren uns auf uns selbst, geben uns einen liebevollen Rahmen, um uns allmählich wieder selbst zu heilen.
   Passiert im Straßenverkehr ein Unfall mit Verletzten, dann wird sofort die Unfallstelle geschützt, damit nicht noch Schlimmeres passiert. Und es wird der Krankenwagen gerufen, zur Unterstützung der Heilung der Verletzten. Dadurch entsteht eine Heilungshierarchie, in der die Verletzungen und der Schmerz Vorrang haben. Der Krankenwagen erhält überall im Verkehr Vorrang, weil er sich um die Heilung kümmert. Im Krankenhaus kann dann eine optimale Heilung geschehen, wenn die Patientinnen einen liebevollen und verständnisvollen Rahmen erfahren, eine optimale Heilungsunterstützung.


Menschen, die in irgendeinem Bereich ihres Lebens einen ungelösten Schmerz leben, drängeln sich als „dominante Persönlichkeit“ in diesem Bereich in den Vordergrund. Oder sie lenken durch ihr Klagen die Aufmerksamkeit anderer Menschen auf sich. Oder sie fallen aus dem Rahmen, indem sie sich selbst permanent zurückziehen oder unzuverlässig sind etc. Im schlimmsten Fall drängeln sich solche Menschen auf schmerzliche Weise extrem stark in den Vordergrund und bringen dadurch alles durcheinander, sodass sie „Systemsprenger“ genannt werden.
   Letztendlich steckt nichts anderes als eine Heilungshierarchie hinter so einem Verhalten: Der ungelöste Schmerz dieser Menschen drückt sich aus – mit dem unbewussten Wunsch, „eigentlich“ endlich heilen zu können. Die Heilung würde mithilfe eines optimalen Schutzes, eines permanent liebevollen verständnisvollen und würdevollen Rahmens und mithilfe der Schmerzverarbeitung geschehen.

   Da diese natürliche Heilungshierarchie mit dem Heilungswunsch jedoch in unserer Gesellschaft kaum bewusst ist, bleiben die meisten Menschen in diesem ungelösten Schmerz stecken und entwickeln darin bestimmte schmerzliche Verhaltensmuster.


Kurz: In einer Heilungshierarchie bekommt der Schmerz Vorrang, um eine Heilung erfahren zu dürfen. Und das gelöste Umfeld steht auf natürliche Weise diesem Schmerz zur Verfügung, passt sich diesem Heilungsprozess an, ordnet sich dieser Hierarchie fürsorglich und mitfühlend unter (rote fürsorgliche Lebensfreude - siehe Schritt 3: Man wartet freiwillig an einer roten Ampel, um Unfälle zu vermeiden).

 

Stell dir als nächstes auf dem Spielfeld also den "Worst Case" (schlechtesten Fall) vor. Stell dir vor, dass du auf gelöste Weise auf dem Spielfeld stehst, voller Lebensfreude den Ball ins Netz befördern willst und gleichzeitig umgeben bist von Mitspielerinnen in der eigenen Mannschaft, die ungelöste Schmerzverknüpfungen leben, als auch von Gegnerinnen, die ungelöste Schmerzverknüpfungen leben.
   Wie kannst du in so einer Situation weiterhin deine Lebensfreude beim Spiel (im Alltag) leben?
   Ich habe dir eben die Heilungshierarchie beschrieben, um dich darauf vorzubereiten, dass du in diesem Fall erleben wirst, wie sich der Schmerz der Menschen um dich herum immer wieder in den Vordergrund drängeln wird (wegen des starken natürlichen Heilungswunsches, wegen der Wünsche nach Aufmerksamkeit und Schutz und Verständnis etc.). Das bedeutet, dass sich diese Menschen drängelnd immer wieder selbst Grün geben wollen, weil sie unter einem Rot leiden würden (ihr Schmerz wird bei Rot getriggert, daher versuchen sie sich optimal zu schützen, indem sie das Rot vermeiden). Und sie halten besonders stark an ihren Zielen fest, um Verlustschmerz zu vermeiden.
   Für dich bedeutet das: Weil du frei und flexibel bist und deine Lebensfreude lebst, wirst du dich in solchen Zusammenhängen meistens in der roten fürsorglichen Lebensfreude wiederfinden. Eine einfühlsame Seite in dir sorgt dafür, dass du freiwillig deine eigenen Ziele zu Gunsten der mit Schmerz verknüpften Ziele der anderen zurückstellst, weil du (unbewusst?) spürst, auf diese Weise Unfälle zu vermeiden. Du gibst dir selbst fürsorglich Rot und deinem Umfeld mit seinem Schmerz Grün. Und damit du diesen Zustand nicht immer wieder als „Bremse“ interpretierst, habe ich für dich die Bezeichnung „rote fürsorgliche Lebensfreude“ erfunden (siehe dazu Schritt 3: Gib dir selbst oder deinem Gegenüber Vorrang). Dabei kannst du deine Aufmerksamkeit darauf lenken, dass dein Gegenüber gerade Grün erhält und frei fahren kann und es ihm dadurch besser geht, als wenn er Rot hätte und du Grün. Du kannst dich besser für den anderen freuen, dass er durch die aktuelle Situation möglicherweise beschützter ist.
   Bleibe dir immer bewusst, dass du diese rote fürsorgliche Lebensfreude freiwillig lebst und selbst frei darüber bestimmst. Du setzt sie immer dann ein, wenn der Schmerz des anderen Menschen besonders dominant zum Vorschein kommt. Du gibst dir selbst Rot, nimmst dich zurück, weichst aus und spürst dabei Lebensfreude, weil es dir gelingt und weil es dem anderen dadurch möglicherweise besser geht (zumindest nicht schlechter). Auf diese Weise bist du nicht gestresst und dein Gehirn ist frei, die Momente zu nutzen, in denen du selbst wieder freie Fahrt hast, den Ball gewonnen hast, deine grüne fließende Lebensfreude leben kannst und dein Bestes gibst, um den Ball im gegnerischen Tor zu versenken.

   Begegnest du wieder dem starken Schmerz der anderen, dann lebst du sofort wieder deine rote fürsorgliche Lebensfreude, schützt dich und den anderen, nimmst kurz Rücksicht, hältst dich zurück, vermeidest einen Unfall, bis du wieder freie Fahrt hast.

   Natürlich hast du auch die freie Wahlmöglichkeit, dich kämpferisch gegenüber dem dominanten Schmerz der anderen Menschen durchsetzen. Diese Freiheit hast du und riskierst dabei möglicherweise einen Unfall, wenn sich der andere ebenso Grün gibt und sich durchsetzen will - auf besonders schmerzvolle Weise. Die Frage an dich selbst ist: Was ist in dieser Situation für dich wirklich stimmiger? Könnte dein Durchsetzen tatsächlich zu einem Unfall führen? Willst du diesen Unfall? Und falls nicht: wer hat gerade aufgrund seiner Offenheit und seinem Einfühlungsvermögen (Empathie) die besten Möglichkeiten, so einen Unfall zu verhindern?
   Deine Lebensfreude wird dir diese Frage beantworten. Denn du wirst fühlen, was dir in welchem Moment mehr Freude macht: Anderen Menschen kurz fürsorglich für ihren Schmerz freiwillig zur Verfügung zu stehen, ihnen und ihrem Schmerz also absichtlich einen Vorrang einzuräumen, oder dir selbst Grün zu geben und dich voller Lebensfreude auf deine eigenen Ziele zu konzentrieren (die grüne freifließende Lebensfreude zu leben).
   Was fühlt sich für dich jetzt gerade am stimmigsten an? In welche Richtung spürst du mehr Lebensfreude? Das will in jeder Situation neu erfühlt werden.

 

Deine rote fürsorgliche Lebensfreude

Ich biete dir im Kontakt mit einem schmerzlichen Umfeld fünf Umgangsmöglichkeiten an, deine rote fürsorgliche Lebensfreude einzusetzen.

 

1. Es gibt Drängler, die sich selbst durchsetzen wollen, z. B. mit Zeitdruck. Sie tun dies teilweise mit schmerzhaften Wertungen oder sogar Vorwürfen.
Ich lasse den Schmerz bei den Dränglern. Das bedeutet: Ich mache ihn nicht zu meinem eigenen Schmerz. Gleichzeitig habe ich Mitgefühl für ihre Schmerzverknüpfung und ihre überdeckte Lebensfreude. Ich lebe meine rote fürsorgliche Lebensfreude und gebe ihnen überall Grün, wo ich es für stimmig und für mich entlastend halte.


2. Es gibt die Disziplinierten, die sich selbst unter Druck setzen und sich selbst zu etwas zwingen.
Ich lasse den Schmerz bei den Disziplinierten. Gleichzeitig habe ich Mitgefühl für ihre Schmerzverknüpfung und ihre überdeckte Lebensfreude. Ich lebe meine rote fürsorgliche Lebensfreude und gebe ihnen überall Grün, wo ich es für stimmig und für mich entlastend halte.


3. Es gibt die Schimpfenden, die sich über den anderen aufregen, das Verhalten des anderen als „falsch“ bewerten und Vorwürfe machen. Und wenn es nur durch einen bösen Blick ist.
Ich lasse den Schmerz bei den Schimpfenden, habe Mitgefühl, dass sie ihre natürliche Wertung mit Schmerz verknüpfen müssen und dadurch ihre Lebensfreude überdecken. Und ich freue mich über meine Fähigkeit zu Mitgefühl und meine rote fürsorgliche Lebensfreude, die ich den Schimpfenden als positive Erlebnis-Alternative vorlebe (als Angebot).


4. Es gibt die Impulslosen, die alles Anstrengende abwerten.
Ich lasse den Schmerz bei den Impulslosen. Auch hier habe ich Mitgefühl mit ihrem Schmerz und ihrer überdeckten Lebensfreude. Ich biete ihnen schöne Denk-Alternativen an und lebe ihnen meine freiwillige rote fürsorgliche Lebensfreude als positive Erlebnis-Alternative vor (als Angebot).


5. Es gibt die Ängstlichen, die in die Zukunft Unfälle projizieren.
Ich lasse den Schmerz bei den Ängstlichen. Gleichzeitig habe ich Mitgefühl für ihre Schmerzverknüpfung und ihre überdeckte Lebensfreude. Ich lebe meine rote fürsorgliche Lebensfreude, biete ihnen schöne Denk-Alternativen an, damit sie ihre Wahlmöglichkeiten für die Zukunft erhöhen können, wenn sie es wollen, und gebe ihnen überall Grün, wo ich es für stimmig und für mich entlastend halte.

 

Dein eigenes Ziel, gegenüber Menschen mit Schmerzverknüpfungen die rote fürsorgliche Lebensfreude zu leben, kann deinen Selbstwert beflügeln. Denn für die Schmerzverknüpfungen in deinem Umfeld kannst du nichts. Dein Selbstwert hat damit nichts zu tun. Er kann weiterfliegen, weil du mit dir selbst, mit deinem Mitgefühl, mit deiner fürsorglichen Haltung und deinen positiven Angeboten für dein Umfeld zufrieden bist. Du freust dich darüber, dass du sowohl dich als auch dein Umfeld freiwillig innerhalb eines Donnerwetters vor Unfällen optimal schützen konntest – durch rote fürsorgliche Lebensfreude.

 

Hast du dein Bestes gegeben und konntest du dadurch trotzdem einen Unfall nicht verhindern, dann hast du Mitgefühl für dein Gegenüber. Hast du selbst einen Schmerz erlebt, dann heilst du ihn allmählich durch positive Denk-Alternativen. Gleichzeitig hast du einen hohen Selbstwert und bist mit dir selbst zufrieden, weil du weißt, dass du dein Bestes gegeben hast. Besser ging in dem Moment nicht. Und du fühlst dich weiterhin frei, über dein Leben zu bestimmen und als nächstes zu wählen, ob du weiterhin die rote fürsorgliche Lebensfreude lebst und dich dem Schmerz deines Gegenübers einfühlsam zur Verfügung stellst, oder ob du dem anderen nicht zur Verfügung stehst, deine grüne fließende Lebensfreude lebst und dich auf deine eigenen Ziele, Wünsche und Visionen konzentrierst. Oder abwechselnd ...

 

 

Hier erreichst du Schritt 8: Die warme Herzlichkeit liebevoller Menschen

 

 

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