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Ich werde nie vergessen, wie ich 1985 am Fernseher gehangen habe und miterleben durfte, wie Boris Becker in Wimbledon das Tennis-Finale gewonnen hat. Besonders beeindruckt hat mich, wie er nach jedem gewonnenen (anstrengenden!) Ballwechsel zum Jubel kraftvoll seine Faust geballt hat – die Becker-Faust.
In diesem Jahr (2023) habe ich beobachtet, wie Alexander Zverev bei den US-Open nach seinem Sieg gegen Jannik Sinner (im Achtelfinale) nach über 4 Stunden einen bemerkenswert langen Jubelschrei kraftvoll ausstieß.
Immer wieder erlebe ich, wie Sportmannschaften, die ein anstrengendes Spiel gewonnen haben, danach jubelnd durch die Gegend hüpfen/springen/laufen. Die Mannschaft, die verloren hat, liegt erschöpft und traurig am Boden.
Es ist hochspannend, wie Menschen nach langer körperlicher Anstrengung immer noch viel Energie haben, um ausgiebig zu jubeln. Vor allem: Sie empfinden dieses Jubeln in keiner Weise als „Anstrengung“.
Diese Jubel-Energie habe ich mir zunutze gemacht. Das erste Mal 1996, als ich in einer Mietwohnung im vierten Stock eines Altbau-Hauses wohnte. Jeden Tag diese vielen Treppen zu steigen, war immer wieder lästig.
Dann kam ich auf die Idee, mit dem Treppensteigen eine intensive Freude-Energie zu verknüpfen. Ich stellte mir also bei jedem Schritt vor, wie ich innerlich jubeln würde, als ob ich im Tennis einen Ballwechsel gewonnen hätte. Das gab mir so viel Energie, dass ich wie von selbst zwei Stufen auf einmal nahm und sogar die Treppe hoch „rannte“! Oben war ich natürlich außer Atem – aber glücklich.
So begann mir das Treppensteigen Spaß zu machen – und ich hatte zusätzlich eine sportliche Betätigung gefunden. Diese Verknüpfung in meinem Gehirn führt dazu, dass ich mich automatisch bei jedem Treppensteigen glücklich fühle und die Treppe hochsprinnte. Auch wenn ich vorher nicht daran denke. Ich komme zu einer Treppe, gehe die ersten Stufen und erlebe, wie die Freude in mir aufsteigt und ich voller Energie loszulaufen beginne. Dabei juble ich innerlich einfach nur über das Treppensteigen.
Sitze ich auf dem Fahrrad und wecke diese Jubel-Energie in mir, dann fahre ich auf einmal doppelt so schnell – bis ich nicht mehr kann und mich erst einmal entspannt erholen muss. Und dann kommt die nächste Jubel-Phase …
Je öfter ich das mache, umso mehr wird es zur Gewohnheit. Und so erlebe ich, dass ich bei einer körperlichen Anstrengung plötzlich innerlich eine starke Freude verspüre und meine Jubel-Energie mich intensiv darin unterstützt, diese Anstrengung zu durchleben.
Die nächste Stufe ist, dass ich jedes „Genervtgefühl“ im Alltag, wenn mich etwas stört oder ich etwas „tun muss", was ich eigentlich nicht eingeplant hatte, sofort in ein Jubel- und Freude-Gefühl transformiere und auf diese Weise intensive Energie in mir wecke.
Auch wenn ich unter Zeitdruck stehe – dann verknüpfe ich den Zeitdruck mit dieser Freude-Energie und der Druck verwandelt sich in Jubel. Ich erledige die Dinge voller Freude ganz schnell.
Das ist Trainingssache – und macht unglaublich Spaß!
Was du jetzt schon machen kannst, ist Folgendes:
Erschaffe dir eine positive Denk-Alternative (siehe dazu auch Schritt 2) und verknüpfe sie mit etwas Leidvollem. Stehst du ab und zu in deinem Alltag unter Zeitdruck, dann probiere jetzt folgendes Experiment aus:
Stell dir intensiv eine zukünftige Situation vor, in der du wieder unter Zeitdruck stehen wirst. In dieser Situation wirst du auf eine Uhr schauen und merken, wie knapp es wird – und genau dann wirst du dir folgende Deutung sagen:
Die Energie dieses Zeitdrucks ist so ähnlich wie die Energie in meiner Kindheit, als ich total begeistert unbedingt etwas tun wollte: „Au ja, das mach ich jetzt! Das will ich jetzt unbedingt sofort tun!“
Stell dir jetzt vor, wie du euphorisch voller Freude unbedingt genau das tun willst, was du gerade unter Zeitdruck tun musst, und wie begeistert du es machst („Juchhuu!!“). :-))
Dann stell dir wieder vor, wie du mit viel Stress unter dem Zeitdruck leidest und die Befürchtung hast, du würdest es nicht schaffen. :-(
Dann wechsle wieder zu deiner natürlichen Begeisterung und Euphorie, die du aus deiner Kindheit kennst, bei der du zusätzlich sogar deutest:
„Wenn es schiefläuft, wird sich etwas Neues zeigen. Dann gibt es eine interessante Überraschung (‚Au ja!‘). Und selbst wenn die Überraschung schmerzhaft wäre, werde ich irgendwie aus diesem Schmerz grundlegend dazulernen und es wird meinen Erfahrungsschatz auf irgendeine Weise erweitern und bereichern. Es erhöht meine Wahlmöglichkeiten.“ :-))
Wechsle ein paar Mal zwischen diesen beiden Vorstellungen hin und her und stelle dir dabei jede Deutung für ca. eine Minute intensiv vor. Dadurch verknüpfst du die beiden Vorstellungen in deinem Gehirn miteinander. Die unangenehme Wirkung des Zeitdrucks dürfte allmählich nachlassen, während deine Tatkraft erhalten bleibt …
Hier erreichst du Schritt 15: Fühle intensiv mit, wie Kinder Lebensfreude leben