Das neue
Lebensfreude-Training

Schritt 17:
Liebe deine tiefe Verbundenheit zu allem
und zu jedem Menschen

 

Reine Lesezeit: ca. 9 Minuten

 

Unser Verlustschmerz

Aufgrund meiner langjährigen Erfahrungen im Coaching mit anderen Menschen und auch mit mir selbst kann ich folgende Deutung anbieten:
   Der Verlustschmerz ist das Basis-Gefühl, das unser Leben maßgeblich beeinflusst. Wir haben Angst, jemanden oder etwas zu verlieren. Dabei verlieren wir bereits die Verbundenheit zu einem Menschen, sobald derjenige sich uns gegenüber nicht mehr offen und liebevoll verhält, sondern sich verschließt und streng oder hart wird. Schon alleine das löst einen Verlustschmerz in uns aus. Deswegen tut uns ein abwertendes distanziertes Verhalten eines anderen Menschen immer weh. Selbst wenn wir diesen Menschen gar nicht kennen. Seine innere Distanz löst einen natürlichen Verlustschmerz in uns aus. Wir verlieren das Gefühl von einer grundsätzlichen Verbundenheit zum Gegenüber.

 

Diesen Verlustschmerz können wir sofort mit dem Herstellen einer umfassenden Verbundenheit wieder auflösen – indem wir uns trotzdem von uns aus mit dem anderen Menschen verbunden fühlen, egal wie er sich verhält, und Mitgefühl mit ihm haben. Fühlen wir uns mit seinem distanzierten oder sogar angreifenden Verhalten weiterhin mitfühlend verbunden, dann können wir seinen Schmerz hinter seinem Verhalten wahrnehmen. Der andere steht ebenfalls in Kontakt mit einem eigenen Verlustschmerz, der in ihm wirkt und den er durch sein Verhalten auszudrücken oder zu vermeiden versucht. Während dieses Vermeidungsversuchs ist er intensiv auf sich selbst und seinen Schutz konzentriert. Er schützt sein Zuhause-Gefühl. Daher kann er nicht als „Gast“ für die Wünsche anderer Personen zur Verfügung stehen, also auch nicht für unsere Wünsche an ihn.
   Wir und alle anderen, die ihn gerne als Mitspieler für die eigenen Ziele hätten, müssen vom eigenen Wunsch loslassen. Und je stärker wir an unserem Wunsch festhalten, den sich schützenden Menschen als Mitspieler für unsere eigenen Ziele zu gewinnen, umso stärker leiden wir ebenfalls unter einem Verlustschmerz. Denn der sich schützende Mensch steht natürlich nur seinem eigenen Schutz zur Verfügung, nicht den Wünschen anderer Personen.
   Beginnen wir dann gegen den sich schützenden Menschen zu kämpfen, weil wir den anderen für unsere eigenen Ziele öffnen möchten (zum Mitspieler/Gast in unserem eigenen Zuhause machen wollen), dann entsteht daraus ein Angriff. Wir greifen den sich schützenden Menschen an. Aus unserem eigenen Verlustschmerz heraus. Wir können den anderen mit seinem Verlustschmerz und seinem Schutz nicht respektieren, sondern wollen ihn verändern – ohne ihn zu fragen, ob er überhaupt bereit ist mitzumachen. Und warum machen wir das? Weil wir uns vor unserem eigenen Verlustschmerz schützen möchten und dabei auf uns selbst konzentriert sind. Wir können dabei kein Mitgefühl mit dem anderen haben. Unser Schutz vor unserem eigenen Verlustschmerz ist stärker.

 

Ich sehe zwei Möglichkeiten, einen aktuellen Verlustschmerz aufzulösen:
1. Die direkte natürliche Schmerzverarbeitung, die uns von der Natur in die Wiege gelegt wurde: unsere Tränen. Emotionaler Abschied.
2. Das Herstellen einer höheren umfassenderen Verbundenheit (als schöne Denk-Alternative - siehe Schritt 2), die den Verlust der aktuellen Verbundenheit vollständig integrieren kann, z. B. in Form von Mitgefühl.
   Können wir grundsätzlich mit unseren Verlustschmerzen auf diese Weise umgehen, können sie vollständig verarbeiten oder dafür nutzen, um eine umfassendere Verbundenheit herzustellen und zu leben, dann fällt es uns auch leichter, in Notfällen von unserem Zuhause loszulassen. Wir können uns leichter als Gast/Helfer/Mitspieler für die Ziele, Wünsche und Bedürfnisse anderer (eventuell verletzter) Menschen zur Verfügung stellen. Wir haben die Gewissheit: Wir können unseren Verlustschmerz verarbeiten und eine umfassendere Verbundenheit leben.
    Oder wir können gelassener Grenzen setzen und zielbezogen werten. Denn wenn wir uns sicher sind, dass wir im Extremfall von unserem Zuhause loslassen und mit dem Verlustschmerz umgehen können, dann haben wir nicht mehr so große Angst vor diesem Verlustschmerz. Wir sind nicht mehr in einen „Kampf um unser Zuhause“ verstrickt. Deshalb können wir uns entspannt auf unsere Ziele konzentrieren und entsprechend werten und Grenzen setzen, solange dies möglich ist. Und wenn sich ein Ziel definitiv nicht erreichen lässt und wir davon zwangsweise loslassen müssen, dann können wir den dazugehörigen Verlustschmerz verarbeiten und integrieren – und richten ihn nicht mehr gegen andere Menschen.

 

Der Kuscheltier-Effekt

Hier zeige ich dir, wie du mit deiner Verbundenheit deine Verlustschmerzen ausbalancieren oder nachträglich heilen kannst.
   Wie kannst du eine Verbundenheit herstellen? Das funktioniert mithilfe des „Kuscheltier-Effekts“, wie ich es nenne. Diesen Kuscheltier-Effekt kannst du leichter, kreativer und freier einsetzen, wenn du deuten kannst, dass wir Menschen sowieso alle mit unseren Gehirnen deuten. Jeder unabhängig auf seine Weise.

 

Was ist der Kuscheltier-Effekt?
   Wir Menschen haben eine ganz eigenartige Gabe. Diese Gabe oder Begabung, die wir von Geburt an haben, hat folgende Nebenwirkung: Wir nehmen einen Gegenstand, beispielsweise ein Kuscheltier, und stellen in uns eine tiefe Verbundenheit zu diesem Gegenstand her. Und dann kommt ein anderer Mensch, nimmt uns diesen Gegenstand weg und wir fühlen dadurch einen tiefen Verlustschmerz.
   Es gibt andere Gegenstände in unserem Leben, die uns ein anderer Mensch wegnehmen könnte, und es löst in uns überhaupt keinen Schmerz aus. Stell dir vor, du gehst einkaufen und holst einen Käse. Eingeschweißt. Zu Hause packst du den Käse aus und legst ihn in eine mit einem Deckel verschließbare Glasdose in den Kühlschrank. Die ursprüngliche Plastikverpackung vom Käse ist ein Gegenstand. Was tust du? Du wirfst diesen Gegenstand einfach weg, ohne dass dir das weh tut. Abgesehen von deinen Gedanken an die Umwelt.
   Nun stell dir vor, dein kleines Kind sieht diese Verpackung, holt sie sich und beginnt damit zu spielen. Ohne dass du es mitbekommst. Irgendwann später entdeckst du die Plastikverpackung zwischen den Spielsachen des Kindes, willst diese Verpackung wegwerfen, doch dein Kind will das nicht und schreit. Es hat zu diesem Gegenstand eine innere Verbundenheit hergestellt.

 

Seit Beginn unseres Lebens haben wir die Gabe, eine Verbundenheit zu einem bestimmten ausgewählten Gegenstand herzustellen. Bei Kuscheltieren wird das besonders deutlich. Deswegen nenne ich diese Gabe auch den Kuscheltier-Effekt.
   Deuten können wir diese Gabe dadurch, dass wir nach Geburt als Baby eine natürliche tiefe Verbundenheit zu unserer Mutter und unserem Vater besitzen. Diese Verbundenheit ist für unser Überleben wichtig. Wenn wir diese Verbundenheit nicht mehr spüren können, weil die Eltern abwesend sind, spüren wir einen Verlustschmerz, der uns schreien lässt. Dadurch signalisieren wir den Eltern, dass wir nach Sicherheit und Geborgenheit durch Nähe streben. Diese Verbundenheit lässt sich auch auf angenehme Gegenstände übertragen, die das Nähe-Gefühl zur Mutter oder zum Vater zumindest teilweise ersetzen können, wie z. B. ein Kuscheltier.
   Werden wir erwachsen, dann behalten wir diese Gabe weiterhin. Hast du auch noch bestimmte Gegenstände aus deiner Kindheit aufbewahrt? Oder wenn du etwas Schönes wiederentdeckst, das du aus deiner Kindheit kennst, wie reagierst du dann? Du könntest ganz begeistert reagieren, weil es in dir wundervolle Kindheits-Gefühle in Form von tiefer Verbundenheit auslöst.
   Der Kuscheltier-Effekt ist folgender: Wir sind dazu in der Lage, zu einem Gegenstand eine tiefe Verbundenheit herzustellen, ohne dass dieser Gegenstand auch zu uns eine tiefe Verbundenheit herstellt. Unsere Gabe, eine tiefe innere Verbundenheit herzustellen, beruht also nicht auf Gegenseitigkeit. Schließlich hat ja auch die Käse-Folie keine Verbundenheit zum Kind hergestellt.
   Du kennst diesen Zusammenhang auch aus deiner Erwachsenenwelt: Das wundervolle Haus, dass du dir gekauft oder gemietet hast. Das tolle Auto, mit dem du total gerne fährst. Die Fotos eurer Hochzeit. Der Pokal, der für deinen Sieg steht. Alles nur Gegenstände. Aber du hast eine tiefe innere Verbundenheit dazu hergestellt.
   Das bedeutet: Dein deutendes Gehirn hat die natürliche Gabe, letztendlich zu allem auf dieser Welt eine tiefe Verbundenheit herzustellen. Und wenn das geht, dann kannst du auch zu anderen Menschen, z. B. zu Schülerinnen und Schülern, zu Kolleginnen und Kollegen oder zu vorgesetzten Personen, eine tiefe Verbundenheit herstellen – und zwar ohne jegliche Gegenleistung! Und auch unabhängig davon, wie die anderen Menschen sich verhalten (haben).
   Natürlich stellt sich die Frage, ob du selbst das willst. Zumindest hast du die Fähigkeit dazu. Und diese Fähigkeit, in sich selbst eine Verbundenheit zu etwas Äußerem herzustellen, ist ein unglaublich machtvolles Deutungs-Werkzeug, um deine eigenen Gefühle ausgleichend zu beeinflussen. Mit dieser Fähigkeit kannst du deine Resilienz stärken. Niemand kann dich davon abhalten. Hier sind deine Gedanken und Gefühle ebenso absolut unabhängig und frei.
   Besonders wenn ein anderer Mensch sich so verhält, als hätte er seine komplette Verbundenheit zu dir beendet. Er distanziert sich von dir. Er trennt sich innerlich oder äußerlich von dir oder im schlimmsten Fall: Dieser Mensch beschimpft dich und wertet dich ab. Du hast das Gefühl: Wenn du ein Gegenstand wärst, dann würde der andere dich wie eine Käseverpackung einfach wegwerfen.
   So etwas ist ein absolut schmerzhafter Verlust von Verbundenheit zu dem anderen. Ein tiefer Verlustschmerz.
   Und nun hast du die natürliche Gabe, dieses Erlebnis sofort innerlich auszugleichen. Du kannst wieder zu einem neuen inneren Gleichgewicht finden, indem du nicht das Verhalten des anderen imitierst und nicht in Resonanz zum anderen gehst, indem du ihn also nicht ebenso beschimpfst und nicht sein Verhalten abwertest, weil es dir weh tut und du ihn nun auch wegwerfen willst. Du gehst keine innere Distanz zum anderen ein.
   Sondern du nutzt deine tiefe innere Gabe, zum anderen und zu seinem schmerzvollen Verhalten eine tiefe Verbundenheit herzustellen. Was dazu führt, dass du selbst keinen Verlust von Verbundenheit mehr fühlen musst, weil du selbst eine neue Verbundenheit von dir aus herstellst und deutest und lebst und fühlst.

 

Und jetzt kommt´s! Ganz wichtig: Bei diesem Herstellen einer tiefen Verbundenheit geht es nicht darum, den anderen dadurch auf irgendeine Weise zu belohnen. Das hat auch nichts mit „Liebe“ zu tun. Sondern einzig damit, dass du dein eigenes Verlustgefühl wieder ausgleichst. Das kannst du nämlich auch heimlich tun. Und vielleicht kannst du dann auch erleben, gegenüber Menschen, die du nicht magst, Mitgefühl für ihr Schicksal spüren zu können.
   Das Herstellen einer tiefen Verbundenheit ist ein sehr machtvolles Werkzeug für deine Resilienz, für den inneren Ausgleich ganz vieler Situationen – die fast alle mit Verlust von Verbundenheit zu tun haben. Situationen, die dich zuerst emotional instabil fühlen lassen.
   Sobald du merkst, dass du emotional umzukippen beginnst, lenkst du sofort dagegen und stellst sofort mithilfe der Deutungskraft deines Gehirns eine innere Verbundenheit zu deinem verschmerzten Gegenüber her – und damit ein neues emotionales Gleichgewicht in dir selbst.
   Natürlich kannst du dann immer noch gegenüber dem verletzenden Verhalten des anderen Menschen Grenzen setzen. Aber du machst es wesentlich gelassener, klarer und freundlicher. Vielleicht sogar mit einer gewissen liebevollen Fürsorge. Ohne Ärger oder Abwehrgefühle.

 

Probiere es aus. Stell dir z. B. heimlich vor, der andere ist dein Lieblingskuscheltier. Oder du sagst dir innerlich den Satz: „Wir sind tief miteinander verbunden – egal, was du machst und sagst oder wie distanziert du dich verhältst. Wir sind verbunden.

   Ich habe es in meinen Gedanken auf zwei Worte konzentriert: "Tiefe Verbundenheit". Wenn ich diese beiden Worte denke, ist die erlösende Wirkung in mir sofort da.

 

Nachdem mir selbst diese Deutungs-Gabe bewusst geworden war, bin ich ein paar Tage später auf der Autobahn acht Stunden lang von Karlsruhe nach Norddeutschland gefahren. Das war meine entspannteste Autofahrt, die ich bis dahin erlebt hatte. Absolut stressfrei. Denn ich habe zu jedem, der sich im Straßenverkehr unmöglich verhalten hat, sofort eine innere Verbundenheit hergestellt und habe die Fürsorge-Rolle eingenommen. Ich habe mich fürsorgend und vorausschauend gekümmert und z. B. einem hinter mir heranbrausenden Autofahrer so schnell wie möglich Platz gemacht - ohne mich oder andere dabei zu gefährden, also ohne inneren Druck. Ich fühlte mich dabei tief mit ihm verbunden, fühlte mich komplett gelassen, ausgeglichen und rücksichtsvoll – und sogar zuvorkommend. Einfach genial! Lebensfreude pur!

 

 

Hier erreichst du Schritt 18: Begrüße das Unbekannte als neues Potenzial

 

 

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